„Es war Zeit, die Komfortzone zu verlassen und für eine Weile Abstand zu nehmen. Das Praktikum war der perfekte Anlass.“
Inmitten der Natur der Usambara-Berge, umgeben von Resten uralter Regenwälder, landschaftlichen Flächen und kleinen Dörfern erreicht man das Litindi Mental Hospital nur über eine steil gewundene Straße. Allein die beeindruckende Kulisse trägt bei Patienten bereits zu einem wesentlichen Heilungsprozess bei, stellt Magdalena Kazimierczak rückblickend zu ihrem Praktikum fest.
Die Behandlung psychiatrischer Krankheitsbilder in Tansania
Im Lutindi Mental Hospital Tansania werden verschiedenste psychiatrische Krankheitsbilder behandelt: Depressionen, Manie, bipolare affektive Störungen, Suchterkrankungen und besonders häufig Schizophrenie. Die psychotherapeutische Therapie im Litindi Mental Hospital besteht aus einer Kombination von medikamentöser Behandlung, Gesprächs- und Arbeitstherapie. Während die Arbeitstherapie der Sinnstiftung und dem Aufbau einer Tagesstruktur dient, mindert die medikamentöse Behandlung Entzugserscheinungen und stabilisiert bei akuten psychotischen Episoden. Für Patient*innen mit Substanzabhängigkeiten erfüllt die Gruppentherapie einen psychoedukativen Charakter. Sie dient der Aufklärung von Abhängigkeitsursachen und unterstützt bei deren Bewältigung. Generell spielen bei der psychotherapeutischen Behandlung in Tansania Glaube und Übersinnliches, aber auch kulturelle und soziale Aspekte eine große Rolle, resümiert die Studentin.
Das Medikamentenspektrum ist nicht ganz so umfangreich aufgestellt, wie es hierzulande möglich ist und der Einsatz damit weniger gezielt. Die Armut spielt eine große Rolle, bei der Frage, welche Medikamente wie lange und in welcher Dosis zum Einsatz kommen können. Oftmals können sich die Patient*innen und deren Angehörige die Medikamente und Krankenhausgebühren kaum leisten und Patient*innen müssen teils früher entlassen werden, obwohl ein längerer Aufenthalt sinnvoll wäre.
Das Tansanische Laisser-faire hat Nachteile, aber es funktioniert für die Menschen dort so wie es ist
„Die Menschen tragen ein wesentliches Grundgefühl in sich, das in unserer Gesellschaft nach meinem Empfinden fehlt: Dankbar, fröhlich und ungezwungen zu sein und trotz einfacher und schwieriger Lebensbedingungen das Leben zu schätzen und vielen Dingen mit Leichtigkeit und Humor zu begegnen“, stellt Magdalena Kazimierczak fest. Die Erfahrungen, die die SFU-Studentin durch ihr Auslandspraktikum erleben konnte, erscheinen ihr nicht nur für ihre zukünftige Tätigkeit als Psychotherapeutin, sondern auch für die persönliche Entwicklung von Bedeutung.
Die SFU Berlin ermuntert alle Student*innen dazu Auslandserfahrung zu sammeln: Etwa durch ein Praktikum oder ein Auslandssemester an einem der SFU-Standorte in Wien, Linz, Paris, Ljubljana oder Mailand.
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