In Memoriam Prof. Dr. Miriam Sophie Freud
Miriam Sophie Freud war die letzte Enkelin von Sigmund Freud und damit wahrscheinlich auch die letzte lebende Person, die den Begründer der Psychoanalyse näher gekannt hat. Am 3. Juni ist sie im Alter von 97 Jahren in ihrer Wahlheimat USA verstorben.
Während sie in der medialen Betrachtung oftmals im Schatten ihres berühmten Großvaters stand, war sie selbst bis ins hohe Alter erfolgreich als Psychologin und Sozialpädagogin tätig. Im Bereich der Sozialwissenschaften leistete sie Pionierarbeit für eine (post)moderne Betrachtung weiblicher Sexualität und lieferte wichtige Beiträge zur Gestaltung von Sozialarbeit. In ihren Werken betonte sie die Bedeutung von äußeren Einflüssen gegenüber der Dynamik des Innenlebens und stand damit der klassischen Psychoanalyse skeptisch gegenüber. Zu den vielen Ehrungen für ihr Lebenswerk zählt auch ein Ehrendoktorat der Sigmund Freud PrivatUniversität, der sie zeitlebens freundschaftlich verbunden war.
Mitte der 1970er Jahre schrieb sie als eine der Ersten über eine neue Sicht weiblicher Sexualität. In ihren wissenschaftlichen Arbeiten unterstrich sie die Wichtigkeit, die die Umwelt auf die menschliche Entwicklung ausübt, und begab sich damit in einen Gegensatz zur Betonung der Innenwelt. Sie befasste sich unter anderem mit den Themen „Lesbische Frauen“, „Feminismus“ und „Ethische Dilemmata in der Sozialarbeit“ sowie mit postmodernen Ansätzen zur Ausbildung von Sozialarbeitern. Ende des 20. Jahrhunderts beschäftigte sie sich mit der „Sozialen Konstruktion von Normalität“ und mit „Neuen Identitäten für das neue Jahrhundert“.
Freud kehrte nach der Emigration erstmals 1960 nach Wien zurück und besuchte ab Ende der 1980er Jahre regelmäßig Österreich – im Juni 2014 sprach sie an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien u.a. zur Psychotherapiewissenschaft im Rahmen der Verleihung der Ehrendoktorwürde.
Video: Ehrendorktorat an Prof. Sophie Freud / SFU Wien am 11.06.2014
Rede anläßlich der Überreichung des Ehrendoktorates an Frau Prof. Sophie Freud.