Seit dem Wintersemester 2020/21 ist Oliver Decker Professor für Sozialpsychologie und interkulturelle Praxis an der SFU Berlin.
Prof. Dr. phil. Oliver Decker studierte an der Freien Universität Berlin Psychologie, Soziologie und Philosophie und schloss sein Studium 1997 als Diplom-Psychologen ab. Seine Promotion erfolgte 2003 an der Universität Kassel mit der Schrift „Der Prothesengott“ (Psychosozial-Verlag, Gießen), 2010 habilitierte er sich mit der Monographie „Der Warenkörper – Sozialpsychologie der Medizin“ (zu Klampen-Verlag, Springe; Englisch „Commodified Bodies“, Routledge, New York/London). Gegenwärtig ist er neben seiner Tätigkeit an der SFU Berlin in Weiterbildung zum Gruppenanalytiker am Seminar für Gruppenanalyse, Zürich.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Kritischen Theorie und psychoanalytischen Sozialpsychologie, insbesondere zu Transformationsprozessen und Subjektivierung in modernen Gesellschaften. Oliver Deckers Forschung ist auf die autoritären Herausforderungen der demokratischen Gesellschaft ausgerichtet, gegenwärtig auf Antisemitismus, Antifeminismus und Verschwörungsmythen. Dabei steht zum einen Grundlagenforschung im Vordergrund, wenn mit bevölkerungsrepräsentativen Erhebungen die politische Einstellung in Deutschland gemessen wird, aber auch angewandte Sozialpsychologie, wenn es um die Fragen politischer Handlungsfähigkeit für progressive Ziele geht.
Nach seinem Studium begann er seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig, die er bis 2020 fortführte, zuletzt als Leiter des Forschungsbereichs Sozialer und medizinischer Wandel. 2013 wurde er an derselben Universität Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung, 2020 ebenfalls dort Gründungsdirektor des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts für Demokratieforschung in Sachsen.
Von 2010 bis 2013 war er als Vertretungsprofessor für Sozial- und Organisationspsychologie an der Universität Siegen engagiert und 2012 als Honorary Fellow am Birkbeck College der University of London. 2015 besuchte er auf Einladung von Robert Hullot-Kentor als Visiting Professor die School of Visual Arts, New York, 2019 war Oliver Decker Gastprofessor am Institut für Soziologie der Universität Wien. 2015 bis 2017 war Oliver Decker Mitglied der Sprecher/innengruppe Sozialpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs).
Nachwuchsförderung und die Lehre ist seit Beginn ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit. So verantwortet er mit der Politikwissenschaftlerin Gudrun Hentges das Graduiertenkolleg „Rechtspopulismus“ oder veröffentliche 2018 ein zweibändiges Lehrbuch zur Sozialpsychologie und Sozialtheorie bei Springer. In der Lehre ist er seit 1997 in verschiedenen Formen engagiert, 2007 erhielt er den Lehrpreis der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung. Er freut sich jetzt an der SFU auf die Lehre in der Sozialpsychologie, verbunden mit der Hoffnung, nicht nur das Interesse für das Fach zu wecken, sondern mit seinen Forschungs- und Transferprojekten den Zugang zur psychosozialen Praxis zu ermöglichen, etwa mit dem Berlin-Monitor oder der partizipativen Forschung am Else-Frenkel-Brunswik-Institut.
Seit 2002 leitet er zusammen mit Elmar Brähler die Längsschnittuntersuchung Leipziger Autoritarismus Studien, die als „Leipziger ’Mitte’-Studien“ bekannt wurden. Sie basiert auf repräsentativen Erhebungen, aber auch auf Gruppendiskussionen. Der verstehende und tiefenhermeneutische Zugang ist ihm besonders wichtig, weil dieser sich psychologischen Kernkompetenzen verbindet. Wichtig ist ihm aber auch die Rückbindung der Erfahrung an eine kritische Gesellschaftstheorie. Seit 2005 veranstaltet er zusammen mit Christoph Türcke Veranstalter der Tagungsreihe „Kritische Theorie – Psychoanalytische Praxis“. Er ist Gründer und Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift „Psychoanalyse – Texte zur Sozialforschung“ und Mit-Herausgeber der Zeitschrift „Psychosozial“ und Mitglied im International Board des „Journals for Psychosocial Studies“.
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