Sexuelle und geschlechtliche Identitäten que(e)rdenken: Ambiguitätstoleranz in der Schule und Präventionsarbeit

Stereotype Vorstellungen bezüglich Geschlecht und sexueller Orientierung sind nicht nur in unserem begrifflichen Repertoire, sondern auch in unseren Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmustern wirkmächtig verankert. So werden beispielsweise in im Zuge des Sozialisationsprozesses in der westlich geprägten Welt ein ganz bestimmtes binäres Geschlechterverhältnis und das Ideal heterosexuellen Zweierbeziehung transportiert. Die negativen Auswirkungen dieser angebotenen Identitäten auf (lsbt*) Jugendliche sind dabei gut belegt und werden anhand aktueller Daten (2017) noch einmal aufgezeigt.

Im Sinne des strategischen Essentialismus wird dennoch vorgeschlagen, identitätsstiftende Kategorien nicht völlig zu verabschieden, sondern strategisch zu nutzen (z.B. um Ausgrenzungen zu benennen). Es stellt sich nun also zum einen die Frage, welche (und wie viele) Kategorien für eine positive Identitätsentwicklung aller Jugendlicher „angeboten“ werden sollten, zum anderen scheint es darum zu gehen, die Vorläufigkeit, wenn sie denn mitgedacht und akzeptiert wird, aushalten zu können. (Wie) Kann man dies erreichen? Im Vortrag wird zur Beantwortung dieser Frage das Konzept der Ambiguitätstoleranz herangezogen. Ambiguitätstoleranz steht dabei für die individuelle Möglichkeit, Vieldeutigkeit und Unsicherheit zur Kenntnis nehmen und ertragen zu können. In einer Gesellschaft mit verschiedenen Wertgeltungen und Bedürfnissen kann sie ebenfalls als ein Sozialisierungsergebnis betrachtet werden, was sie grundsätzlich beeinflussbar werden lässt. Genau wie das artverwandte Konzept Need for Cognitive Closure (NCC), also dem Bedürfnis des einzelnen Menschen, eine konkrete Antwort auf eine bestimmte Fragestellung zu bekommen, wobei irgendeine Antwort oft noch besser ist als keine.

Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Berlin Science Week 2019 am Campus der SFU Berlin statt.
Wir bitten um Ihre Anmeldung an: office@sfu-berlin.de.

Redner*innen

 

Prof. Dr. Meike Watzlawik
Studiengangsleiterin MSc Psychologie
Professorin für Entwicklung & Kultur

     
  Dipl. Psych. Ska Salden
Wissenschaftliche Mitarbeit