Erster Vortrag des Kolloquiums im Wintersemester 2020/21: Psychologie (in) der DDR

„Wir singen schon heute die Lieder von Morgen“, heißt es in einem populären Jugendlied von 1964. Die DDR war ein Zukunftsstaat. In eigens neu komponierten Liedern sollten Pioniere und FDJler ihre glückliche neue Zukunft besingen: im Unterricht, auf Pioniernachmittagen oder Jugendfestivals.

 Der Staat setzte von Beginn an auf eine Erziehung von zukunftsorientierten Gefühlen, wie vor allem Heimatliebe, Patriotismus oder Vertrauen und versuchte genau dieses erwünschte Fühlen durch den gemeinschaftlichen Gesang zu erziehen. Aber sozialistische Hoffen und Sehnen war alternativlos. Zukunftsgewissheit und Fortschrittsgläubigkeit wurden in den 1970er Jahren abgelöst von Misstrauen und Enttäuschung über eine Jugend, die ihre eigenen Träume hatte. In dem Vortrag wird die DDR als ein „Modernes Zeitregime“ beschrieben und dargestellt, wie Denken, Fühlen und Handeln der heranwachsenden Generationen mit und durch das Singen entsprechender Lieder verinnerlicht werden sollte.

Über die Vortragende: Juliane Brauer ist seit September 2020 Professorin für Geschichtsdidaktik an der Stiftung Universität Hildesheim. Sie habilitierte 2019 mit der Arbeit Zukunft als Programm. Jugend, Musik und die Erziehung der Gefühle in der DDR (Publiziert im transcript Verlag im November 2020 als Zeitgefühle. Wie die DDR ihre Zukunft besang. Eine Emotionsgeschichte). Diese Arbeit entstand am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, im Forschungsbereich Geschichte der Gefühle. Sie studierte Geschichte und Musikwissenschaften und promovierte 2007 an der Freien Universität Berlin mit der Arbeit: Musik im Konzentrationslager Sachsenhausen. Sie arbeitet und publiziert unter anderem über Erziehung in der DDR und die Vermittlung von DDR-Geschichte an Erinnerungsorten.

Der Vortrag ist frei und öffentlich zugänglich. Vorherige Anmeldung an martin.wieser@sfu-berlin.de ist unbedingt notwendig, da die Plätze aufgrund der geltenden Hygienevorschriften limitiert sind.

Der Vortrag wird auch online übertragen, für die Zugangsdaten wenden Sie sich bitte ebenfalls an die genannte email-Adresse.