Die Finanzkrise 2008 im Unbewussten. Über die Ökonomie des Seelenlebens in Zeiten der Krise | Buchpräsentation mit MMag. Dr. Helga Klug
Freitag, 26. Juni 2020, 15:00

Wurde die Finanzkrise 2008 in ihren Auswirkungen mit der Großen Depression in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts verglichen, so werden jetzt Stimmen laut, die die wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen der Coronakrise als noch tiefgreifender einschätzen.

Auf dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise erfährt das Buch der Autorin erweiterte Aktualität und lädt zu einer Diskussion ein, inwieweit es von Nutzen ist, den unbewussten Aspekten des Krisengeschehens besondere Aufmerksamkeit zu schenken, weil damit Gruppenprozesse leichter verständlich und Phänomene wie Politikverdrossenheit, Autoritarismus und Nationalismus einer Erklärung und damit auch einer Veränderung zugänglich gemacht werden.

Die Autorin beschreibt in ihrem Buch Wünsche und Versprechen, die im Vorfeld der Finanzkrise 2008 viele Menschen in ihren Bann zogen. Sie analysiert jene Umgestaltungen in der Gesellschaft, die neoliberale wirtschaftliche Strömungen unterstützten und es letztlich ermöglichten, dass Banker zu Kultfiguren wurden.

Anhand der Analyse von Tiefeninterviews mit Wirtschaftstreibenden beschreibt die Autorin auf der Basis der Konzepte des individuellen und sozialen Unbewussten, wie dieses Ereignis individuell und gesellschaftlich verankert wurde, indem sie folgenden Fragen nachgeht:
Welche Krisenmodelle herrschen vor? Welche Metaphern werden verwendet? Welche Affekte stehen im Vordergrund und wie werden sie reguliert? Welche Abwehrmechanismen können identifiziert werden? Welche Rolle spielen Kontrolle und Kontrollverlust? Wie werden Zukunftsvorstellungen, politisches Engagement und Demokratievorstellungen durch das Krisenereignis beeinflusst?

Wie verhindern bestimmte Arbeitsverhältnisse, Organisationsstrukturen, Stellenbesetzungspraktiken und restriktive Kommunikationsstrategien in Institutionen, dass krisenverursachende Faktoren identifiziert werden können?

Die Arbeit zeigt anschaulich, wie produktiv und erhellend ein interdisziplinärer Ansatz zwischen Psychoanalyse und anderen Wissenschaften bei der Analyse von einschneidenden gesellschaftlichen Ereignissen sein kann.

Moderation: Ass.-Prof. Dr. Katharina Reboly

Vortrag beitreten (Der Vortrag auf Zoom beginnt am 26. Juni um 15h)


Zoom Meeting-ID: 823 9048 7886