16. – 17. Oktober 2020
Tagung: Rezeptive Kunsttherapie
Das künstlerische Bild im Leidenszusammenhang des Patienten

Wissenschaftliche Leitung:
Univ.-Prof. Dr. Georg Franzen
Univ.-Prof. Dr. Karl-Heinz Menzen

Im Fokus der kunsttherapeutisch-klinischen Praxis und Forschung steht die Frage, wie das künstlerische Bild im Leidenszusammenhang des Patienten wirkt.

Die Tagung lenkt den Blick aller beteiligten Interessierten, der Patient*innen, der bild- therapeutisch Tätigen einschließlich der professionellen Rehabilitationsbegleiter*innen auf den wesentlichen Akt der rehabilitativen Einflussnahme: Warum und wozu hat sich d* Therapeut*in für die Bild-Vorlage entschlossen; das Bild-Thema, das ausgestellte Bild-Exponat ausgewählt? Was hat ihn*sie dazu bewegt? Was war sein*ihr Motiv, zu dieser Bild-Intervention zu greifen? Und was erfährt, erlebt er*sie im Verlauf dieses interventionistischen Aktes? Wie und warum reagiert d* Patient*in? Welche Zuschreibungs-, Identifikationsprozesse werden in den Patient*innen angestoßen? Welche Übertragungs-/Gegenübertragungsprozesse werden initiiert? Und welche Möglichkeiten haben Bild-, Kunsttherapeut*innen, auf diese einzugehen?

Es geht allen Beteiligten darum, Bilder erlebnishaft zugänglich zu machen und die Wahrnehmungsfähigkeit anzuregen. Im Vordergrund des kunsttherapeutischen Vorgehens steht das, was Peter Rech (1994) mit dem Wort „ikonographisch“ bezeichnete, womit er auszudrücken suchte, dass dem künstlerischen Werk und dessen symbolischen Bildinhalt eine eigenständige therapeutische Ressource zukomme. Er wies uns darauf hin, dass dieser Heilkräfte eigen sind, dass aus dieser homöopathische Wirkkräfte erwachsen können, die einen heilenden Prozess einleiten können. Die Erfahrung der letzten 35 Jahre in diesem Fach zeigt, wie in der Arbeit mit den künstlerischen Produkten eine Form der indirekten Kommunikation angeregt wird, in der über den emotional hoch besetzten bildnerisch-symbolischen Ausdruck in der Auseinandersetzung nicht nur eine Veränderung auf der Symbol- sondern auch auf der Gefühlsebene stattfindet. Was sich psychisch-energetisch in diesem kunsttherapeutischen Rezeptionsvorgang vollzieht, lässt im Endeffekt bewusst werden, was ansonsten unbewusst und dem therapeutischen Vorgang nicht verfügbar bliebe.

Die praktisch-kunsttherapeutisch arbeitenden Expert*innen werden in der Tagung anhand der Patient*innen-Bilder in die initiierten Bildprozesse einführen. Werden zeigen, wie und an welchen Stellen in diesen Bild-Verarbeitungsverläufen die üblichen Algorithmen der Wahrnehmung außer Kraft gesetzt oder aber umgeleitet werden. Und diese Experten werden kommentierend sowohl neurologische Einführungen in den wahrnehmenden und bearbeitenden Bild-Entstehungsprozess geben, um das Verständnis für die Bild-In-Blick-Nahme der Patient*innen zu schärfen; werden aber auch kunsthistorisch-analytische Überblicke vorstellen, die den ‚hand-werklichen‘ Umgang mit den Bildern kommunizieren helfen; und schließlich Bild-Interventionen anhand von Beispielen geben.

Die Tagung richtet sich an die Patient*innen, Therapeut*innen und klinische wie inklusionäre Begleiter*innen in diesen Prozessen.

Publikationshinweis:

Franzen, G., & Menzen, K. (Hrsg.). (2022). Rezeptive Kunsttherapie-Das künstlerische Bild im Leidenszusammenhang des Patienten

Herausgegeben von Prof. Dr. Georg Franzen, Prof. Dr. Karl-Heinz Menzen
Verlag: Karl Alber,  2022 (Link)
ISBN 978-3-495-99930-1

 

 

Programm

Freitag 16. Oktober 2020

15.00h
Begrüßung
Ass.-Prof. Katharina Reboly & Prof. Dr. Georg Franzen

15.15h
Vor einem – in einem Bild.
Einführung in die rezeptive Kunsttherapie
Prof. Dr. Karl-Heinz Menzen

16.30h
Diskussion/Forum/Pause

17.00h
Die subjektive Seite der Kunst
Prof. Dr. Martin Schuster

17.45h
Diskussion/Forum

18.00h
Imaginäre Grenzen: Kulturspezifische Bild- und Präsentationsräume
Arbeit mit Menschen anderer Kulturen
Ass.-Prof. Karla Villavicencio

18.45h
Diskussion/Forum

19.00h
Ende des ersten Tages

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Samstag 17. Oktober 2020

10.00h 
Einloggen und andocken
Prof. Andreas Mayer-Brennenstuhl

10.45h
Diskussion/Forum

11.00h
Die Linie des Lebens – Hundertwassers Spiralbewegungen
Prof. Dr. Georg Franzen

11.45h
Diskussion/Forum

12.00h
Der eigene Augenschein ist es, mit dem alles beginnt.
Ein KunstGespräch mit essgestörten Frauen zu dem Video Haare schneiden von Rebecca Horn
Karolina Sarbia

12.45h
Diskussion/Forum

13.00h bis 14.00h
Mittagspause

14.00h 
Euer Trauma – unsere Bilder?
Transgenerationale Traumatisierung und Kunsttherapie
Dr. Alexandra Daszkowski

14:45h
Diskussion/Forum

15.00h
SCHAULUST: vom Voyeurismus zum Cybermobbing
Dr. Barbara Laimböck

15.45h
Diskussion

16.00h
Abschlussforum
Prof. Dr. Georg Franzen & Prof. Dr. Karl-Heinz Menzen

16.30h
Ende des zweiten Tages

Anmeldung: office@sfu-berlin.de