Die Supervisionstagung kann nicht als öffentliche Veranstaltung stattfinden und wird bis auf Weiteres verschoben. Ein Ersatztermin wird noch bekanntgegeben. Stattdessen wagen wir das Experiment am 15. und 16. Mai exklusiv für Studierende der Psychotherapiewissenschaft, Kunsttherapeutinnen in Ausbildung und die Psychotherapeut*innen in Ausbildung der SFU Berlin ein Online Grossgruppen Event in Supervision durchzuführen. Wir kommen online in der Grossgruppen zusammen, außerdem werden die online workshops in Kleingruppen stattfinden.
Tiefenpsychologische und relationale Supervision in Theorie und Praxis
Wenn wir uns mit Supervision beschäftigen, kommen wir nicht daran vorbei, dass Supervision eine eigenständige Disziplin geworden ist.
Die Reflexion beruflicher Zusammenhänge und die Reflexion der Orientierung in einer professionellen Aufgabe sind zentrale Werkzeuge der Selbst- und Identitätsfindung in einem professionellen Zusammenhang. Diese Reflexionen unterstützen, in bewegten Zeiten beruflicher Entwicklungen schnelle Veränderung zu bewältigen. Die Supervision ist das Verfahren, welches die Werkzeuge zur Verfügung stellt, damit diese stimulierenden und orientierenden Hinweise zur Positionierung in einer beruflichen Rolle gelingt und die professionelle Identität deutlich wird. Es gibt viele Methoden, um Reflexionsprozesse zu stimulieren in der Supervision.
Supervision als Konzept für berufliche Zusammenarbeit überspannt viele berufliche, personale und organisationale Situationen. Um innovative, kreative methodische Verfahren zu benennen, die sich unterscheiden von kreativen innovativen Vorgehensweisen in der Supervision, wie beispielsweise Methode 634, Morphologischer Kasten, Reizwortanalyse, Brainstorming, Mind Mapping, Progressive Abstraktion, Synektik-Sitzung, Verfremdungstechniken, ist es von Bedeutung, dass in der Supervision in der Reflexion anderen grundlegenden Fragen methodischer Art nachgegangen wird. Dies schließt gleichzeitig kreative innovative – wie die genannten – Vorgehensweisen mit ein, der Rahmen in der Supervision wird weiter und umfassender. Die beruflichen Praxissituationen, die supervisorisch bearbeitet werden, müssen heute in der professionellen Begleitung reflexiver Prozesse neben Kreativität und Innovation sowohl personelle, professionelle als auch organisationale Entwicklungen einbeziehen. Wie der Begriff der Arbeit sich historisch, aktuell und antizipatorisch verändert und integrativ erfasst werden kann, rückt ins Zentrum der Betrachtung.
Supervision ist eine eigenständige Disziplin im Unterschied zu Psychotherapie, Psychologie, Pädagogik, Medizin, Beratung, Coaching und Betreuung. Das Konzeptionelle der Supervision wird in allen psychologischen Verfahren genutzt, wenn auch oft unterschiedlich angewandt.
In diesem Sinn besitzt Supervision als Theoriekonzept Quellen, in der sie ausgehend von der Sozialarbeit (1887) und der Psychoanalyse (1920) auf Konzepte zurückgreift, die eher paradigmatische Wissenschaften sind. In der Tat benutzen viele Supervisoren häufig überlappende theoretische Begriffe, rechnen sie sich verschiedenen Schulen zu, die aus psychotherapeutischen, sozialarbeiterischen und neurowissenschaftlichen Theorien sich speisen.
So sind Lernprozesse bisher vermeintlich die Domäne der Pädagogik gewesen oder neurowissenschaftliche Erklärungen von Zwängen z.B. eine Domäne der Medizin. Bei diesen Disziplinen handelt es sich jeweils um eine nützliche Reduktion eines komplexen Zusammenhangs und damit auch um eine Abgrenzung zu Nachbardisziplinen.
Supervision ist keine Pädagogik, ist keine Medizin, ist keine Psychotherapie und keine Beratung. Die Eigenständigkeit der Supervision definiert sich aus der Handhabung von Reflexionsprozessen. Die Eigenständigkeit der wissenschaftlichen Disziplin ergibt sich durch die spezifische Praxeologie. Dies bedeutet: Supervisoren und Supervisorinnen handhaben eine bestimmte Art der Reflexion in ihrer Tätigkeit, sie durchlaufen eine bestimmte Art der Ausbildung und sie pflegen bestimmte communication communities.