EAP 30th Anniversary Congress March 12th – 13th 2022
European Association for Psychotherapy (EAP)
„The Hope of Psychotherapy for our Endangered World“

Professor Alfred Pritz „The Founding and History of EAP“ – 30th Anniversary Congress


Kongressbericht von Studentinnen des Studiengangs Psychotherapiewissenschaft an der SFU Berlin

EAP steht für „European association for Psychotherapy“ und ist der Titel des Zusammenschlusses 42 europäischer Psychotherapieverbände mit einem Ziel: Die Psychotherapie effektiver und helfender mit der weiten Welt zu verbinden. Wie können wir PsychotherapeutInnen unserem gefährdeten Planeten und der Menschheit Hoffnung bieten? Dies ist die Kernfrage des am 30-jährigen Jubiläum stattfindenden Kongresses der EAP.

Patricia Hunt, die Präsidentin des EAP, leitete den, uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, genauso gefühlsintensiven wie lehrreichen Kongress ein. Mit einer Anekdote aus ihrem eigenen Leben überbrachte sie die Botschaft, wie wichtig es wäre wieder in Einklang mit sich selbst zu gelangen und seiner eigenen Natur bewusst zu werden. Nur so könne man sich der Welt, zu der man in diesen rasanten Zeiten leicht die Verbindung verlieren könne, wieder öffnen. Auch der Direktor der SFU Alfred Pritz, Gründungsmitglied der EAP, führte uns mit einer kleinen Anekdote in die Gründungsjahre der EAP zurück. Am online-stattfindenden Kongress sollten über 300 ZuschauerInnen teilnehmen.

Nach einem gelungenen Einstieg, sowie dem „Round table of Past Presidents of EAP“, an dem sich die ehemaligen PräsidentInnen der EAP über das Kernthema des Kongresses; Der Hoffnung der Psychotherapie in unserer Gefährdeten Welt unterhielten, folgte der umso gelungenere Vortrag von Prof. Emmy Van Deurzen, mit dem Titel „Rising from our existential crisis: Widening the human horizon.“ Eine existentielle Krise erleben wir, wenn all diese Dinge, welche wir für selbstverständlich hielten, auf einmal ins Wanken geraten. Diese überwältigenden Gefühle von Trauer, Angst, Panik und Wut, all diesen Gefühlen müsse Raum gegeben werden. Und hier wendete sich Van Deurzen auch an die Opfer des Ukraine-Krieges. Sie sollen ihre Gefühle ausleben, denn je mehr Erlaubnis der Gefühle, desto weniger Trauma im Nachhinein. Dieses Gefühl der Sinnlosigkeit nach dem erlittenen Verlust unserer Wurzeln. Dieses Gefühl und die Auswirkung einer existentiellen Krise, müssten PsychotherapeutInnen und existentielle PhilosophInnen erkunden und einen Weg finden, den/die Patienten/Patientin daran nicht zerbrechen sondern gedeihen zu lassen, indem man der Krise Sinn verleihe.

Zum Abschluss des ersten Tages und für uns, insgeheim, das Highlight des Kongresses: Irvin D. Yalom im Interview mit Eugenijus Laurinaitis. Der amerikanische Psychoanalytiker und Bestseller- Autor Yalom stellte sich in diesem Interview persönlichen Fragen zu seinem zuletzt erschienenen Buch „Matters of Death and Life“. Da er dieses Buch, zusammen mit seiner mit Krebs diagnostizierten Ehefrau Marylin schrieb, die während sie das Buch gemeinsam verfassten leider verstarb, stelle dieses Werk in Yaloms Leben einen besonders einschneidenden Abschnitt dar, wie er im einfühlsamen und interessanten Gespräch mit Laurinaitis sagte. Doch nicht nur dieser Abschnitt Yaloms Lebens, auch über den aktuellen, noch vor ihm liegenden Abschnitt, mit allen seinen Schwierigkeiten, spricht der 91-jährige Autor offen. Sein Tipp: Suchen sie sich Therapie, wann immer es nötig sei. Er selbst sei nach dem Tod seiner Ehefrau, oder wie Yalom es in seinen Büchern gerne bezeichnet: „Lebenspartnerin“ , wie schon öfter in seinem Leben in Therapie.

Doch auch im therapeutischen Sinne gibt Yalom wertvolle Ratschläge. So rät er, passend zum Gesicht des gesamten Kongresses, echter und wahrhaftiger zu sein. Zweifellos ein authentischer Tipp, wie er von Yalom als Existenziellen Psychotherapeuten, aber auch als Mensch verkörpert wird. Ein prägendes Interview, indem die „Matters of Death and Life“, die menschliche Angst vor dem Tod und persönliche Erfahrungen aus Yaloms Leben unterhaltsam und lehrreich, in einem harmonierenden Dialog erzählt wurden.

Der Sonntag begann mit einem Schock für die Teilnehmenden. Einer der ehemaligen Führungsmitglieder des EAP trat auf die Bühne und berichtete von schrecklichen Nachrichten bezüglich des Ukraine Krieges, welche ihn privat betrafen. Für uns Zuschauer so wie alle Beteiligten des Kongresses folgte ein hoch emotionaler und warmer Moment, als alle vortragenden TherapeutInnen auf die Bühne kamen, ihr Leid teilten und Trost spendeten, indem jeder/jede sein/ihr Wort an den Professor richtete.

Eine unerwartete aber nicht unwillkommene Wendung nahm der Tag mit dem Vortrag von Sue Daniel, der Begründerin des „Psychodrama Institute of Melbourne“. Emotional, eindrucksvoll und echt beschreiben das von ihr spontan angeleitete Psychodrama wohl am besten. Besonders brisant: die „PatientInnen“ wurden von den Vortragenden des Kongresses dargestellt. Auf der Bühne teilten sie mit Hingebung ihre Emotionen und Gedanken bezüglich des vorangegangenen Situation, in diesen unvorhersehbaren Zeiten, während Daniel aus ihren Körpern, angeleitet durch ihre Emotionen, ein wahres Schaubild zusammenstellte. Dem roten Faden des Kongresses folgend rät auch Daniel, zu fühlen, den Gefühlen einen Raum zu geben und nicht zu verdrängen. Sie bezeichnet es treffend als „im Moment sein“, was zwar überwältigend sein kann, doch nur so könnten diese Erfahrungen verarbeitet werden. Uns fiel auf, mit welcher Erfahrung und Professionalität, wozu durchaus auch ein flinker Humor gehört, Sue Daniel dieses Psychodrama leitete.

Wie am Vortag, endete der Kongress mit Vorträgen von herausragenden Therapeuten – Ph.D. Renos Papadopoulos, international tätiger Psychotherapeut mit Buchveröffentlichungen in 16 verschiedenen Sprachen und mehrfachen Auszeichnungen auf dem Feld der Therapie, und Jessica Benjamin, Psychoanalytikerin bekannt für ihre Beiträge in der Psychoanalyse und Sozialpsychologie. Abschließend ist es Papadopoulos, welcher vor einer Kategorisierung der Menschen in Kategorien wie „gut“ und „schlecht“ warnt. Papadopoulos gibt einen Appell, Komplexität zu erkennen und nicht in Vereinfachungen zu verfallen. Beiden Seiten sei nicht gedient, so würden die „guten Opfer“ nicht angemessen aus ihrer Opferrolle herauswachsen können, die „schlechten Täter“ durch Dehumanisierung in ihrer Rolle des bösen behalten.

Den würdigen Abschluss eines lehrreichen sowie mitreißenden Kongresses brachte ein aus Beiträgen und Zitaten des Kongresses zusammengestelltes Musikvideo.
Dem Versprechen, manche der weisesten und erfahrensten PsychotherapeutInnen der Welt, zum Austausch über eine der vielleicht wichtigsten Fragen die uns als TherapeutInnen in Gegenwart und Zukunft betreffen, an einen Ort zu versammeln, kam der EAP mehr als ausreichend nach.
Doch neben tollen Vorträgen, war es der Eigenanteil jedes und jeder Vortragenden, das teilen eigenen Leids und eigener Erfahrung, welche diesen Kongress, passend zum Jubiläum, einzigartig machte.

VerfasserIn:
Rozerin Baysöz SFU-Berlin, Psychotherapiewissenschaften cand. Bakk.
Siamand Jafari SFU-Berlin, Psychotherapiewissenschaften cand. Bakk.

Berlin, 12. & 13.03.202

Nachlese aus PSYCHOLOGIE HEUTE:
https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/artikel-detailansicht/41826-risse-und-licht.html

Bildgalerie:

European Association for Psychotherapy
Mariahilfer Straße 1d/13, 1060 Wien
office@eap-hope.at
Webseite Kongress: https://eap-hope.at/

Congress Programme (pdf)